Infrarot Fotos – Wie wird’s gemacht?
Nachdem ich mittlerweile schon des öfteren gefragt wurde, wie diese Infrarot Fotos (Eremitage, Bayreuth, Pfaffenteich, Stadtweiher) gemacht werden und ob die direkt so aus der Kamera kommen, will ich nun mal das „Geheimnis“ lüften. 😉
Vom Original aus der Kamera bis zum fertigen Bild ist es nämlich schon noch ein weiter Weg. Ich werde euch mal alle wichtigen Schritte nacheinander zeigen und dies immer am obigen Beispielbild vom Untreusee.
Natürlich ist es nur meine ganz persönliche Art und Weise Infrarotfotos zu bearbeiten und evtl. gibt es einfachere und effektivere Möglichkeiten. Ich werde auch nicht zu sehr ins Detail gehen mit Reglereinstellungen, da ich die auch immer ans jeweilige Foto anpasse und die nie genau gleich sind. Aber ich hoffe natürlich, dass es trotzdem dem einen oder anderen hilft und einige Fragen beantwortet!
Vorab noch ein paar Worte zu den Farben in den Infrarot Fotos. Da die Wellenlängen des Infrarot für das menschliche Auge nicht sichtbar sind, besitzen sie natürlich keine Farbe. Somit ist jede farbliche Darstellung natürlich „falsch“ bzw. es gibt einfach keine richtige Farbwahl für Infrarot und somit ist es in meinen Augen künstlerische Freiheit Farben ins Spiel zu bringen! 😉
Der Filter meiner Kamera läßt Wellenlängen über 665nm durch, weshalb es keine „reinen“ Infrarot Fotos sind, sondern immer noch etwas für uns sichtbares Licht enthalten, da das menschliche Auge Wellenlängen bis ca. 780nm (dunkelrot) sehen kann. Daher weißt auch das Originalbild der Kamera noch leicht unterschiedliche Farbtöne auf, welche in der weiteren Bildbearbeitung natürlich stark verändert und intensiviert werden.
Bild 1: Originalbild der Kamera
So oder so ähnglich sieht das Infrarot Bild in der Kamera aus. Natürlich kann man auch oft in der Kamera bereits einen manuellen Weißabgleich vornehmen, dann sollte das Bild bereits in der Kamera eher wie Bild Nr. 2 aussehen. Bei Infrarot Bildern wird für den Weißabgleich eigentlich immer grünes Laub verwendet, sei es vom Baum, Gras oder ähnlichem.
Bild 2: Weißabgleich
Nach dem Korrekten setzen des Weißabgleich sollte das was wir als grünes Laub wahrnehmen, relativ hell und weißlich sein. Der Himmel wird hier immer einen rötlichen Farbton aufweisen.
Bild 3: Erste Lightroom Korrekturen
Nun geht die eigentliche Bildbearbeitung los und zwar bereits in Lightroom selbst. Dort verwende ich meistens nur die Basisregler und zwar wie folgt: Lichter (stark negativ), Tiefen (stark positiv), Weiß (leicht positiv), Schwarz (leicht negativ), Klarheit (etwas ins positive) und die Dynamik (schwach positiv). Natürlich sollte man evlt. schon mal die Objektivkorrektur zuschalten und kromatische Abberationen entfernen, aber das variiert natürlich auch von Objektiv zu Objektiv.
Bild 4: Kanaltausch (Photoshop)
Danach geht’s in Photoshop weiter, wo zuerst der Kanalmixer zum Einsatz kommt. Damit wird quasi der blaue und der rote Farbkanal getauscht. Dadurch wird der Himmel bläulich, was für uns einfach irgendwie „normaler“ aussieht!
Bild 5: Tonwertkorrektur (Photoshop)
Zu empfehlen ist außerdem eine Tonwertkorrektur, damit das Bild mehr Knackigkeit bekommt. Bei meinem Beispielbild fällt es allerdings dummerweise kaum ins Gewicht! 🙁
Bild 6: Farbton/Sättigung (Photoshop)
Mit dem Regler „Farbton/Sättigung“ läßt sich einiges an Dynamik in die Bilder bringen. Die Sättigung natürlich etwas vertärken und dann mit dem Farbton Regler spielen, bis das Ergebnis dem eigenen Geschmack entspricht.
Bild 7: Selektive Farbkorrektur (Photoshop)
Um zum einen das Blau des Himmels und die Farbtöne der Blätter zu optimieren eignet sich die selektive Farbkorrektur hervorragend. Die Wolken kommen oft besser zur Geltung wenn Cyan ziemlich stark runter geregelt wird.
Bild 8: Belichtung (Photoshop)
Vor dem Export aus Photoshop optimiere ich dort noch immer etwas die Belichtung, das bringt meist noch ein paar Punkte.
Bidl 9: Lightroom blau entsättigen
Wieder zurück in Lightroom sind mir meist die Blautöne insgesamt etwas zu krass, so dass ich hier einfach die Sättigung für die Blautöne insgesamt etwas runter nehme.
Bild 10: Lokale Optimierung in NIK Vivea
Mit der Software Viveza von NIK kann man wunderbare selektiv Stellen in den Fotos aufhellen, abdunkeln und Farbtöne anpassen. Auch die Wolkenstrukturen lassen sich hiermit noch einmal wunderbar verfeinern. Dies ist wirklich äußerst hilfreich, aber da ist jedes Bild individuell zu behandeln.
Bild 11: Finale Lightroom Korrekturen
Nachdem ich mit Viveza fertig bin, dreh ich meistens dann doch noch mal ein paar Regler in Lightroom. Meist nehme ich die Lichter etwas zurück, ein wenig mehr Weiß dazu und reduziere auch die Klarheit nochmal.
Und damit wären wir beim fertigen Bild angekommen. Ich hoffe das bringt etwas Licht ins Dunkel und wer Tipps, Fragen oder Anregungen hat: einfach melden!
Massimo
Thank you for the informative write-up! A few questions:
1) Do you set the white balance before shooting, or do you find it is enough to refine it when developing the RAW image?
2) Do you have a Full Spectrum camera with a 665nm filter on the lens, or is the 665nm filter replacing the IR-blocking sensor filter?
3) Who did the camera conversion for you?
Cheers,
Massimo
Thorsten
Hello Massimo, I prefer to shoot in RAW and so setting white balance in camera is not necessary. Nevertheless I have done it, because then also the LiveView Picture looks much better! The 665nm filter is permanently replacing the IR-blocking filter, so the camera can no longer be used in a „normal“ way. The conversion I made at dslr-astrotec.de which did a good and economic job.
Good start in the week,
Thorsten
Philip Whittaker
Hey Thorsten, seeing your stream on 500px made me decide on going for super colour when i had my Nikon D70 converted permanently. Im still trying to learn the many ways of processing but your work inspires me to keep pushing to get the perfect result Thanks for the guide 😉
Phil
Kai Buddensiek
Hallo Thorsten, bin jetzt mal endlich dazu gekommen, deinen Artikel in Ruhe zu lesen. Echt super geschrieben. Gefällt mir gut. Deine IR Bilder ja eh 😉 Ich brauche einfach mehr Zeit, dann würde ich das auch mal testen. Gruß Kai
Stefanie Loges
Sehr cooler Artikel Thorsten und tolle Bilder rundherum um diese Site :))